Über (meine) Fotografie
«Die Photographie ist eine wunderbare Entdeckung, eine Wissenschaft, welche die grössten Geister angezogen, eine Kunst, welche die klügsten Denker angeregt – und doch von jedem Dummkopf betrieben werden kann». (Nadar, 1856).
Angesichts der Milliarden von Smartphone-Fotos, die auf den Servern dieses Planeten vor sich hin schlummern oder per WhatsApp und Mail herumschwirren, bekommt Nadars Ausspruch von 1856 – und doch von jedem Dummkopf betrieben werden kann – eine ganz neue Bedeutung. Man verstehe mich nicht falsch, man kann mit Smartphones ausgezeichnete Fotos machen und man kann auch mit einer Xtausend fränkigen Kamera schlechte Fotos machen. Es ist die schiere Menge die uns erdrückt.
Darum bewundere ich Leute wie Bernd und Hilla Becher, die ihr Leben lang Industriebauten wie Fördertürme, Hochöfen, Kohlebunker und Fabrikhallen fotografiert haben. Oder Markus Brunetti, dessen riesigen Fotos von Kathedralen und Kirchen einen sofort berührt. Die stille Erhabenheit der Bilder durch die abgebildeten Objekte selbst, zum anderen aber auch durch die Interpretation, Bildgestaltung und Bearbeitung des Künstlers.
Was das Ehepaar Becher oder Markus Brunetti geschaffen haben und im Falle von Brunetti immer noch schaffen, bedingt eine unbedingte Hingabe und Leidenschaft für das eine Thema, und das gelingt nur wenigen.
Meine eigenen Aufnahmen stammen aus verschiedensten Bereichen, sie bilden kein einheitliches Sujet oder Thema ab. Die Schwarzweissfotos zeigen meist «Banales», «Alltägliches», nichts, dass sich im allgemeinen zum Hinschauen lohnen würde. Sozusagen fotografische MinimalArt im Stil von Donald Judd oder Sol LeWitt, aber anstatt in Stein oder Stahl, auf Papier. Der Bildaufbau ist vielfach zentralsymmetrisch, die Töne grafisch reduziert und kontrastreich. Warum Schwarzweiss hat mich jemand gefragt? Ist doch von Vorgestern – oder etwa doch nicht!
Vielleicht gelingt es mir ja doch, dass sie etwas genauer hinschauen. Nicht nur ich, auch Nadar würde sich sicher freuen, wenn ein weiterer «Dummkopf» die Fotografie betreiben würde…