1892 Inbetriebnahme Sihltalbahn

Als 1875 die Postkurse nicht mehr in die Stadtmitte, sondern als Anschluss an die «linksufrige Seebahn» nur noch bis Wollishofen geführt wurden, erhielten die Bestrebungen nach einer Bahnverbindung neuen Auftrieb. Doch erst 1887 versammelte sich erstmals ein Initiativkomitee. Es stand unter der Leitung des damaligen Stadtforstmeisters, Oberst Ulrich Meister. Als Komiteemitglieder wirkten Robert Strehler, Alfred Schwarzenbach und August Henggeler (Baar) mit sowie Ingenieur Ruge als Verfasser eines Projektes für eine Bahn von Zürich durch das Sihltal nach Zug. Der Anschluss an die Gotthardlinie sollte durch eine Trajektanlage zwischen Zug und Arth und von dort aus durch die Talstrecke der Arth-Rigi-Bahn hergestellt werden. Diese Verkehrsverbindung wurde vom Projektverfasser warm empfohlen mit der Begründung, «dass sich im Kanton Zürich keine und in der übrigen Schweiz nur wenige Gegenden vorfänden, welche eine ähnliche Verkehrssumme wie das Sihltal aufzuweisen hätten und dabei alle für die Existenzberechtigung einer Eisenbahn ins Auge zu fassenden Voraussetzungen erfüllt wären». Das Projekt wurde jedoch von den zuständigen Behörden abgelehnt mit der Begründung, dass für eine Bahnverbindung Zürich – Thalwil – Zug bereits eine Konzession erteilt worden sei. Das Initiativkomitee musste sich schliesslich mit der am 27. Juni 1888 erteilten Konzession für eine Lokalbahn von Zürich Wiedikon nach dem Forsthaus Sihlwald zufriedengeben, deren Zweck wie folgt neu umschrieben wurde: «Die Sihlthalbahn soll das in seinen Verkehrsverhältnissen bisher aufs stiefmütterlichste bedachte Sihlthal mit dem Verkehrszentrum Zürich in eine den beidseitigen Interessen und den wirtschaftlichen Verhältnissen überhaupt angemessene Verbindung bringen. Seit 35 Jahren ringt das Thal nach der Erreichung dieses Zieles.» Infolge dieser veränderten Lage traten Ingenieur Ruge und August Henggeler als Mitglieder des Initiativkomitees zurück. Für den Bahnbau wurden folgende Richtlinien aufgestellt: «Die Sihlthalbahn soll als normalspurige Secundärbahn gebaut werden und sowohl dem Personen- als dem Güterverkehr dienen. Um für den Güterverkehr mit dem Nordostbahn-Bahnhofe Zürich Verbindung zu erhalten, zweigt die Sihlthalbahn von der künftigen Haltstelle Wiedikon der linksufrigen Zürichseebahn ab und wendet sich südlich in die Albisstrasse, der Sihl aufwärts folgend, bis zur Kreuzung der Uetlibergbahn. Letztere wird a niveau überschritten und durch eine Kurve mit demjenigen Strange verbunden, welcher nach dem Uetlibergbahnhofe im Selnau führt. Diese Verbindung von Sihlthalbahn und Uetlibergbahn soll in erster Linie dem Personenverkehr, dann dem Holztransport aus dem Sihlwald nach dem städtischen Holzdepot im Selnau, dem Stückgüterverkehr des Sihlthales mit der Stadt Zürich und dem Güterverkehr der an der Uetlibergbahn liegenden Etablissemente dienen.

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